Fuerstenried-Nov2015 - Universal Peace Federation - Deutschland

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Verwirrung im westlichen Wertesystem
und die Bedeutung der Familie
für die Gesellschaft


Drei-Länder-Fachtagung der Universal Peace Federation (UPF) im Exerzitienhaus Schloss Fürstenried bei München

06. - 08. November 2015


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Mehr als 80 Teilnehmer, vor allem aus den vier Ländern Österreich, Schweiz, Tschechien und Deutschland, trafen sich im katholischen Exerzitienhaus Schloss Fürstenried bei München um über Themen wie die Rolle der Familie in der westlichen Gesellschaft und ihre Bedrohung durch die Gender-Ideologie und das sog. „Gender-Mainstreaming“ zu diskutieren. Akademiker, NGO-Vertreter und Politiker, darunter eine Abgeordnete des tschechischen Parlaments, eine slowakische Europa-Abgeordnete und Repräsentanten der UPF und drei weiterer Organisationen, die die Tagung unterstützen, hielten die Vorträge. Intensiver Austausch und Diskussionen begleiteten die gesamte Konferenz.

Zu Beginn der Konferenz wurde in einer Schweigeminute des kürzlich verstorbenen Geschäftsführers der UPF, Fritz Piepenburg, gedacht. Ein kurzes Einführungsvideo machte die Zuhörer mit den Zielen der weltweiten UPF-Friedensbewegung vertraut. Der erste Teil behandelte den Themenkomplex Moralischer Relativismus und Genderismus.

Der erste Sprecher, Frank Simon, ist von Beruf Forstingenieur und arbeitete einige Jahre als christlicher Entwicklungshelfer in Südamerika. Er lebt mit seiner Familie in Süddeutschland und engagiert sich ehrenamtlich im Leitungsteam einer evangelischen Freikirche. In seinem Vortrag Bildungsplan und Genderwahn sprach er über den Versuch von Gender-Aktivisten, sexuelle Vielfalt in den Bildungsplänen von Schulen zu thematisieren, und beleuchtete die ideologischen Hintergründe der dahinter liegenden Absicht, die Zweigeschlechtlichkeit des Menschen abzuschaffen. Dagegen, so betonte er, sind besonders in den ersten Jahren gesunde Familienbeziehungen für ein Kind von höchstem Wert. Nicht die schulische Bildung, sondern die im Elternhaus erlebte Bindung ist ausschlaggebend für die gesunde emotionale und intellektuelle Entwicklung. So ist die Scheidung der Eltern ein traumatisches Erlebnis und beschädigt das kindliche Selbstvertrauen.

Unter dem Thema Vom Familialismus zum Myrdalismus erläuterte der Sozialwissenschaftler Dr. Stefan Fuchs anhand vieler statistischer Erhebungen die gesellschaftspolitischen Gegensätze zwischen "Familialisten" und "Myrdalisten" (nach Gunnar und Alva Myrdal, Vordenker des schwedischen Wohlfahrtsstaates), die in konträren Sozialordnungsentwürfen wurzeln. Zeichen von "Defamilialisierung" sind Bindungsverluste im Sog postmoderner Lebensformen und „Singularisierung“, massiver Geburten-einbruch in den Industriestaaten, der inzwischen auch die neuen Industriestaaten Asiens erfasst hat, sowie die Bevorzugung von öffentlicher Erziehungsverantwortung gegenüber der Familienerziehung. Der Ausweg aus der zu Instabilität führenden Defamiliarisierung, die nur das einzelne Familienmitglied im Blick hat, ist eine Re-Familiarisierung, die das gesamte Familiensystem fördert.

Der UPF-Vorsitzende Karl-Christian Hausmann sprach über Das Ideologische Vakuum und Grundlagen für eine Kultur des Friedens. Nach dem 2.Weltkrieg herrschte in der westlichen Welt große Sehnsucht nach dauerhaftem Frieden und der Wunsch, eine solche Katastrophe in Zukunft zu vermeiden. Die Präambeln mehrerer Verfassungen von deutschen Bundesländern enthalten einen Gottesbezug. So beginnt die bayerische mit den Worten: "Angesichts des Trümmerfelds, in das eine Welt ohne Gott, ohne Gewissen, geführt hat...“ und die deutsche mit: "Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen..." Europäische Einigungsbewegungen hatten Aussöhnung zum Ziel und das Denken der Vereinten Nationen war beeinflusst von der Rückbesinnung auf Gott. 70 Jahre später ist das christliche Menschenbild jedoch am „Verdunsten“. Gott und das Ziel der Geschichte aber haben sich nicht verändert, es besteht in der Erfüllung der drei großen Segen (nach Mose 1:28): unkorrumpierbare Menschen, Liebe innerhalb der Familie und Bewahrung der Schöpfung. Grundlagen für eine Kultur des Friedens sind daher: Gott als liebende Eltern und Ausgangspunkt von Wert und Würde, Familien als erste Schule der Liebe und des Friedens, die Verantwortung zu dienen und Grenzen zu überwinden sowie das Bewusstsein um die ewige Existenz des Menschen.

Jack Corley von der International Educational Foundation (IEF) in London und Leiter der europäischen Vereinigungsbewegung referierte über Drei Lebensziele und Werteerziehung. Er berichtete von dem Charakter-bildungsprogramm der IEF, das er ab 1990 nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion an russischen Schulen und später auch in  China durchgeführt hatte. Es leitet drei grundlegende Lebensziele von Mose 1:28 ab, welche die Basis für den Standard von Normen und Werten sind. In der persönlichen Entwicklung braucht der Mensch einen geistigen Standard, um seine körperlichen Instinkte zu leiten. Die Entwicklung sozialer Fähigkeiten vollzieht sich auf dem Herzensfundament, das innerhalb der Familie gebildet wird. In der Schule sollte neben der spezifischen Wissensvermittlung auch die Bedeutung von Liebe, Sexualität und Ehe vermittelt werden. Eine ausgeglichene Bildung lässt sich darstellen als eine Pyramide der Erziehung von Herz, Normen und Expertise.

Nina Nováková, Abgeordnete im tschechischen Parlament, sprach zum Thema Die Situation der Familie in der gegenwärtigen Politik. Ihr Anliegen ist die Weitergabe der europäischen Kultur im Bereich von Bildung und Erziehung. Die Grundelemente der europäischen Kultur sind sowohl die vorchristliche griechische Philosophie als auch das Christentum mit den 10 Geboten und dem Gebot der Nächstenliebe. Heute zeigen sich, wie einst im späten Römischen Reich, vermehrt Zeichen des Zerfalls: eine markante Neigung zur Selbstsucht ("gesteigerte Individualität"), die Relativierung der Menschenwürde, Überbewertung von Sinnesgenüssen, Feigheit sowie fehlende Opferbereitschaft. Bereiche für Bildung und Erziehung sind Familie, Schule und Medien. Die Familie als die kleinste Einheit der Gesellschaft sorgt für die kontinuierliche Weitergabe von Traditionen und Werten. In der Familie findet der Mensch feste und bedingungslose Beziehungen. Sie ist mehr als ein Verein oder ein Sportclub. Ein Assessment-Programm sollte die Auswirkung der Gesetzgebung auf die Familien als grundlegende soziale Ökosysteme berücksichtigen.

Anna Zaborská, Mitglied im Europäischen Parlament für die Slowakei, behandelte die Familie im Europaparlament. Ihr Schwerpunkt sind die Rechte der Frauen und eine familienfreundliche Politik. Hierzu fordert sie ein "Family-Mainstreaming" im Gegensatz zum „Gender-Mainstreaming“, da der Rückgang der Ehen in Europa zur Verarmung vieler Frauen und Kinder führt. Kinder, die bei Alleinerziehenden aufwachsen haben ein 7x höheres Armutsrisiko als Kinder, die in traditionellen Familien aufwachsen. Mutterschaft ist zur medizinischen Diagnose verkommen, Kinder werden nicht mehr als wichtige Investition verstanden und Eltern nur als Steuerzahler und Arbeitskräfte. Durch die Missachtung der Rolle der Frau als Mutter werden Rente und Gesundheitsversorgung alternder Frauen nicht mehr ausreichend gewährleistet. Fragen zu ihrer Arbeit, zu Lobby-Einflüssen, Angst vor Diskriminierung, Abstimmungsverhalten konnte Frau Zaborská sehr kompetent beantworten. Auch erklärte sie, wie es Lobbygruppen schaffen, ihre "Reports" durch die Abstimmung zu bringen (Beispiel: Lunacek-, Estrella-Report). Sie wies im Besonderen auf die Verantwortung aller Bürger als Wähler hin.

Auch am Sonntag, dem 8. November, gingen die Vorträge weiter, mit noch einigen neuen Teilnehmern. Familie stärken im weltweiten Kontext war jetzt das Kernthema.

Carolyn Handschin, wohnhaft in Genf und Internationale Vize-Präsidentin und Leiterin der 7 UNO-Büros der Internationalen Frauenföderation für Weltfrieden, sprach zum Thema Familie und die UNO, Family-Mainstreaming. Formulierungen in UNO–Resolutionen beginnen meist sehr positiv, aber sie enthalten oft gegensätzliche und negative Positionen. Der Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC) vertritt viele positive Punkte in Bezug auf Familie und Frieden. Im Juli 2015 wurde eine Resolution des Human Rights Council (HRC) im Sinne der Familie mit 21:14 Stimmen verabschiedet. Ohne die Familie in den Mittelpunkt zu stellen, können Menschenrechte und Frieden niemals verwirklicht werden.
Besorgniserregend ist, dass sich die Schwerpunkte inzwischen verschoben haben, weg vom Schutz der Familie hin zu "Family-Deconstruction" - zu beobachten am Einfluss der Richtlinien für „Reproduktionsgesundheit“ der Planned Parenthood und der "Yogyakarta Prinzipien“ der Gender-Bewegung. Die 7-fache Mutter sprach sich für "Family-Mainstreaming" aus, denn Familie ist die Ursache, aber auch die Lösung vieler Probleme. Sie machte verschiedene Vorschläge, wie der Schutz der Familie wieder mehr in den Focus gebracht werden kann.

Zweiter Redner am Sonntagvormittag war Josef Gundacker vom Familienforum Österreich. Sein Thema lautete: Was ist Familie? Schule der Liebe! Er zeigte zuerst eine Powerpoint-Präsentation, die wie eine Meditation aufgebaut war, zu dem Lied "Teach your children well..." Kinder sollten Wurzeln und Flügel von den Eltern bekommen. Er plädierte für weniger Staat und mehr Verantwortung für die Eltern und für einen Paradigmenwechsel in der Familienpolitik, Ehe- und Kinderrechtsreform. Die Beurteilung von Ehe und Familie ist heute sehr äußerlich und orientiert sich an politischer Korrektheit, wobei verschiedene Familienformen als gleichwertig auftreten. Die Ehe nach dem christlichen Werteverständnis muss wieder als Institution verstanden werden, die das Humanvermögen an die nächste Generation weitergibt.

Der Theologe und Repräsentant der Agentur für Familienpublizistik (AFFP) Rolf-Dieter Braun stellte zum Thema Was können wir für Ehe und Familie tun? die Initiative "Marriage Week" vor. In der Woche vor Valentinstag (14. Februar) finden bundesweit viele Veranstaltungen statt - von Literaturkreisen über Kochevents, Filmabende, Flyer verteilen bis zum Candle Light Dinner und „Familien-Mutmachtagen“. Ihre zentrale Botschaft ist: die Ehe ist etwas Positives, Ehepaare können etwas für ihre Beziehung tun! Vorschläge für die Verbreitung von Familienwerten reichen von: sich ins Umfeld kreativer Leute begeben, Personen und Institutionen aus Kultur, Kirche, Politik und Wissenschaft treffen über die Vernetzung im Internet und sozialen Netzwerken, Verteilung von Publikationen, Gespräche zu Hause im kleinen Kreis bis zur Suche nach Initiativen in der Umgebung. Fazit: "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!"

Der letzte Vortrag Weltfrieden durch gesunde Familien wurde von Dr. Dieter Schmidt, dem Vorsitzenden der Familienföderation für Weltfrieden und Vereinigung, gegeben. Die erste Aufgabe der Weltreligionen wie auch der UNO ist der Frieden. Deshalb engagiert sich die UPF für interreligiösen Dialog und für die Erfüllung der UN-Milleniumsziele, die jetzt "sustainable goals" heißen. Als praktizierender Arzt betonte er, dass Gesundheit körperliches, geistiges und soziales Wohlergehen umfasst und nicht nur das Fehlen von Krankheit und Gebrechen. Die Bindung zwischen Eltern und Kleinkind ist eine wichtige Voraussetzung für die Gesundheit und die neuronale Entwicklung von Kindern. Frühsexualisierung hingegen führt zu chemischer Unordnung im Gehirn (ausgelöst auch durch Pornographie, sexuelle Reize) und letztlich zu Bindungsstörungen. Religiös empfohlene sexuelle Enthaltsamkeit vor der Ehe ist deshalb sinnvoll. Die Heiligen Schriften der Weltreligionen betonen die entscheidende Rolle der Familie. Jesus brachte ein neues Gottesbild durch die Aussage „Gott ist mein Vater“ und wurde dafür gekreuzigt. Rev. Moon spricht darauf aufbauend von „Gott als Eltern der Menschheit“. Interreligiöse, interkulturelle Ehen sowie gesunde, liebevolle Familien sind ein wertvoller Beitrag zum Weltfrieden.



Die Konferenz wurde wunderbar umrahmt von den Liedern des Chors „Oasis of Love“ einer afrikanischen Freikirche aus Nürnberg. Er begeisterte mit Gospelsongs und erzeugte himmlische Entspannung bei den Teilnehmern. Besonders muss auch die gute Küche, die Bewirtung und die liebevolle Betreuung durch das Schlosspersonal und die Ordensschwestern hervorgehoben werden. Das alles sorgte für eine harmonische Atmosphäre, in der das Symposium sehr gut gelingen konnte.

Alle Beteiligten lobten die Tagung und hofften, dass ein großes und effektives Netzwerk entstehen möge, um die Familie zu stützen und ihr friedenstiftendes Potential neu zu entdecken.

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Bericht von Robert Bentele - auf der Grundlage der Notizen von Magda Haugen und Ulrich Ganz

Veranstalter der 3-Länder-Tagung: Universal Peace Federation – Deutschland e.V.
Co-Veranstalter: Women’s Federation for World Peace Europe, Familienforum Österreich, Familienföderation für Weltfrieden und Vereinigung Deutschland


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